Gemeinsam stärker

Im Landkreis bahnt sich die Fusion dreier Raiffeisenbanken zur drittgrößten Genossenschaftsbank Mittelfrankens an.

Im zweiten Quartal 2021 müssen dem Zusammenschluss noch die Vertreterversammlungen grünes Licht geben.

Die Raiffeisenbanken Altdorf-Feucht, Lauf und Hersbruck fusionieren zur Raiffeisenbank Nürnberger Land. Damit wird das neue Geldinstitut eine dreimal so große Bilanzsumme wie die bisher bestehenden Banken haben. Außerdem verdreifachen sich das Kundenvolumen, die Zahl der Mitglieder und der Filialen. Wichtig für die Mitarbeiter: Den meist mit Firmenfusionen einhergehenden Abbau von Arbeitsplätzen soll es bei den Genossenschaftsbanken im Landkreis nicht geben. Das betonen die beiden Vorstandsmitglieder der Raiba Altdorf/Feucht, Manfred Göhring und Walter Engelhardt im Gespräch mit dem Boten.  

Alle 284 Arbeitsplätze blieben erhalten, weil der Zusammenschluss der drei bestehenden Banken auf vielen Feldern Synergien möglich macht. Wenn etwa Beratungsbedarf bei den Kunden in Sachen Corona-Hilfen besteht, kann die neue Bank diese Beratung bündeln. Walter Engelhardt macht auch auf einen weiteren Aspekt für die Mitarbeiter aufmerksam: Ein größeres Haus sei auch ein attraktiver Arbeitgeber, der dem einzelnen Entwicklungsmöglichkeiten biete. „Die wirtschaftliche Kraft der Bank ermöglicht langfristig sichere Arbeitsplätze“, betont Engelhardt. „Junge Leute profitieren von einem starken Ausbilder.“

Göhring zieht sich zurück

Während die Zahl der Arbeitsplätze in der neuen Raiffeisenbank Nürnberger Land mit 284 konstant bleibt, haben die Verhandlungsführer der Fusion beschlossen, die Zahl der Vorstände zu halbieren - von derzeit sechs auf drei. Künftig werden Walter Engelhardt (Altdorf/Feucht), Thomas Geißdörfer (Lauf) und Swen Heckel (Hersbruck) als gleichberechtigte Vorstandsmitglieder an der Spitze der neuen Bank stehen. Manfred Göhring, der langjährige Vorstandsvorsitzende der Raiba Altdorf-Feucht, wird in den Ruhestand gehen.

Für den Bankkunden soll die Fusion eine ganze Reihe von Vorteilen bringen. Engelhardt verweist auf das Leistungsspektrum der Bank, hier können technische Innovationen schneller umgesetzt und Kunden noch individueller beraten werden. Für Kreditnehmer von Bedeutung: Die neue Größe der Bank gibt auch einen Spielraum für höhere Kreditgrenzen.

Filialnetz nur vorläufig gesichert

Das Filialnetz soll dabei vorläufig nicht angetastet werden, versichern Göhring und Engelhardt. Dass aber alle Geschäftsstellen in den kommenden Jahren erhalten werden, können die beiden Banker nicht versprechen. Filialen kosten Geld. „Deshalb sind wir froh, dass wir mit dem Zusammenschluss nun vorläufig eine Stabilisierung des Filialnetzes erreichen können“, sagt Göhring. Der Wert der Geschäftsstelle auf dem Land jedenfalls dürfe nicht unterschätzt werden. „Damit zeigen wir ja auch Präsenz.“ Kundennähe, das betonen die beiden Vorstände unisono, sei wichtig für die Genossenschaftsbanken, und die soll erhalten werden. Deshalb wird es mit der Fusion auch eine dezentrale Struktur mit den Hauptstandorten Altdorf, Feucht, Lauf und Hersbruck geben. Irgendwann könnte eine Video-Beratung für den Bankkunden eine Geschäftsstelle ersetzen, das sind Gedankenspiele, die es in allen Geldinstituten mit einem breiten Netz von Filialen gibt. Auch bei den Raiffeisenbanken im Nürnberger Land hat man sich damit befasst, konkrete Pläne dazu gibt es freilich bisher nicht. Die beiden Vorstände in Feucht sprechen von Zukunftsmusik.

Keine Zukunftsmusik sind deutschlandweit inzwischen bereits von über 100 Banken erhobene Strafzinsen auf Kontoguthaben, bei einigen Instituten werden diese Strafzinsen bereits bei Guthaben von unter 100 000 Euro fällig. Manfred Göhring macht für die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht klar, dass deren langjährige Kunden zunächst nicht betroffen sein sollen. „Wer aber neu zu uns kommt und sein Geld nur bei uns parken will, den müssen wir mit Strafzinsen belasten.“ Der Hintergrund für  diese Maßnahmen der Banken ist die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die von den Geldinstituten Strafzinsen erhebt, wenn diese ihre Überschüsse bei der EZB anlegen (wir berichteten).

100 Vertreter haben das Wort

Seit März haben die Vorstände der Raiffeisenbanken Altdorf-Feucht, Lauf und Hersbruck verhandelt. Nun haben die Aufsichtsräte der drei Banken in getrennten Sitzungen grünes Licht für die nächsten Schritte gegeben. Der weitere Fahrplan sieht eine Information der Vertreterversammlungen im Herbst vor. Außerdem soll es regionale Dialog-Foren geben, um die Mitglieder der Genossenschaftsbanken bestmöglich zu informieren. 11 000 Mitglieder hat die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht. Aus deren Reihen setzt sich die hundertköpfige Vertreterversammlung zusammen, die im kommenden Jahr abschließend über die Fusion entscheiden soll, gemeinsam mit den Vertretern der Raiffeisenbanken Lauf und Hersbruck.
Damit es zur Fusion kommt, müssen mindestens 75 Prozent der Vertreter zustimmen. Göhring und Engelhardt sind zuversichtlich, dass diese Zustimmung erreicht wird und damit der Weg frei ist für eine große genossenschaftliche Bank im Landkreis, die dann mit einer Bilanzsumme von 1,6 Milliarden Euro und 70 000 Kunden immerhin die Nummer 3 unter den Raiffeisenbanken in Mittelfranken wird.
Der Raiffeisenbank Oberferrieden/Burgthann lag zwar ein Angebot vor, sich an der Fusion zu beteiligen, das Institut bleibt aber selbstständig. Auch der einstige Fusionspartner der Raiffeisenbank Altdorf-Feucht, die Raiba Roth/Schwabach, bleibt weiter allein. Nachdem 2017 der angepeilte Zusammenschluss mit Altdorf-Feucht nicht zustande gekommen war, gab es lange Verhandlungen mit der Raiffeisenbank Weißenburg/Gunzenhausen. Für Beobachter völlig überrascht platzte diese geplante Fusion im vergangenen Mai.

Die Raiffeisenbank in Feucht soll künftig dezentraler Standort der neuen Raiffeisenbank Nürnberger Land werden.


Links die beiden Vorstände Manfred Göhring und Walter Engelhardt, rechts Prokurist Volker Matschke. Foto: Alex Blinten

Quelle:

Der Bote, September 2020

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